Eine Erkältung macht keinen Spaß. Am Boden bleiben, obwohl man fliegen möchte, macht auch keinen Spaß. Aber Fliegen mit ausgeprägter Erkältung macht überhaupt keinen Spaß, weshalb Piloten, Kabinenbesatzungen und auch Passagiere besser darauf verzichten sollten.
Eine Erkältung wird durch Viren verursacht. Die Inkubationszeit variiert zwischen einem und mehreren Tagen. Üblicherweise werden die Viren durch Hautkontakt (Händeschütteln) und Niesen übertragen. Erste Anzeichen einer Erkältung sind Müdigkeit, ein Kratzen im Hals, eine laufende Nase und leichte Kopfschmerzen. Hohes Fieber tritt bei einer Erkältung im Gegensatz zu einer Grippe in der Regel nicht auf.
Erkältungen können die Leistungsfähigkeit stärker beeinflussen als man denkt. Ohren und Bronchien werden häufig in Mitleidenschaft gezogen, sodass man dann besser nicht fliegen sollte.
Echte Grippeviren verursachen Symptome ähnlich einer Erkältung, nur heftiger und mit einem schnelleren Beginn der Beschwerden. In der Folge treten dann z.B. ein heftiger Husten und Fieber über 39° Celsius auf und als Komplikation kann es auch zu einer Lungenentzündung kommen. Um die Angreifer wieder los zu werden, kommt es zu einer Entzündung im Nasen-Rachen Raum, die Schleimhäute schwellen an, in der Folge läuft die Nase und der Hals kratzt. Die den Infekt begleitende Müdigkeit und Abgeschlagenheit vertragen sich meist nicht mit dem Wunsch, einen Flug anzutreten. Je nach der Ausgeprägtheit der Beschwerden und der Höhe des Fiebers kann dieser Zustand leicht zu Problemen (z.B. spatial disorientation) führen.
Wenn die Eustachische Röhre, auch Tube genannt, als Verbindung zwischen Nasen-Rachen Raum und Mittelohr zu schwellt (Tubenkatarrh), kann der erhöhte Druck beim Fliegen auf die Trommelfelle der Ohren über den Nasen-Rachen Raum nicht mehr ausgeglichen werden. Der resultierende Schmerz wird als „Barotrauma“ bezeichnet. Piloten, die diesen Zustand erlebt haben, werden lange Zeit keinen Flug in diesem Zustand antreten wollen, denn die erforderliche Behandlung kann mehrere Wochen betragen. „Barotraumatischer“ Gewebeschaden umfasst Blutungen an den Trommelfellen, Risse im Trommelfell oder Blutungen in den Nasennebenhöhlen. Der nächste Start wird bestimmt nicht mit diesen Symptomen erfolgen?!
Die Behandlung der Erkältung übernimmt Ihr Immun-Abwehrsystem und natürlich die Ärztin/der Arzt Ihres Vertrauens. Einen kleinen Stärkungsschubser können Sie Ihrer Abwehr mit frischem Obst und Gemüse sowie viel Ruhe (dann arbeitet das Immunsystem besonders gut) geben. Vitamintabletten mit Mineralzusätzen sind kein ausreichender Ersatz dafür. Und drängen Sie Ihren Arzt nicht, Ihnen Antibiotika zu verschreiben. Erkältungen und auch die echte Grippe werden durch Viren verursacht, hier helfen Antibiotika überhaupt nicht. Nur wenn Bakterien ins Spiel kommen, können Antibiotika sinnvoll werden.
Zur Linderung der Symptome können die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure ( z.B. Aspirin, ASS, Godamed) oder Paracetamol genommen werden. Die Kopfschmerzen lassen nach und der raue Hals beruhigt sich. Nasentropfen bzw. Nasenspray lassen die Nasenschleimhäute abschwellen und helfen so dem Druckausgleich zu den Ohren.
Die Pollenallergie, auch bekannt als Heuschnupfen, zeigt ähnliche Symptome wie Erkältungen. Auch hier kommt es zu Schleimhautschwellungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, sodass es in der Regel besser ist nicht zu fliegen.
Der Heuschnupfen wird mit Antihistaminika, Nasen- und Augentropfen, mit ganz unterschiedlichen Wirkstoffen, behandelt. Antihistaminika können auch müde machen, also noch ein Grund mehr am Boden zu bleiben.
In sehr seltenen Fällen kann eine Virusinfektion, z.B. bei schwerer Erkältung oder Grippe, zur Myokarditis, einer Entzündung des Herzmuskels, führen. Vor allem auch dann, wenn sie nicht konsequent mit Bettruhe behandelt wird. Die Symptome reichen vom unauffälligen Befund über Brustschmerzen bis zum Herzstillstand.
Auch wenn die Myokarditis ausgelöst durch eine normale Erkältung äußerst selten ist, berücksichtigen Sie bitte die Erkenntnis, dass eine Erkältung am Boden, mit der Möglichkeit das Bett zu hüten, harmlos ist, im Flugzeug jedoch, in der Luft, fatale Folgen haben kann.
Weitere Informationen: „Upper respiratory infections and barotraumas in commercial pilots: a retrospective survey“ , von Rosenkvist, L., Klokker, M., Katgholm,M., erschienen in: Aviation, Space, and Environmental Medicine, Vol. 79, No. 10, October 2008.