Flug AF358 setzte am 2. August 2005 um 20:01:55 Z (16:01:55 Ortszeit) auf dem internationalen Flughafen von Toronto erst nach der Hälfte der Landebahn auf. Der Airbus A340 kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und rutschte über die Landebahn hinaus. Die Maschine brannte total aus. Zum Glück gab es nur wenige Verletzte.
Waren die Wetterbedingungen schuld an diesem Unglück und hätte der Unfall vermieden werden können?
Zum Zeitpunkt des Unfalls war die Landebahn RW 24L in Betrieb. Es ist die am häufigsten benutzte Landebahn.
Das Wetter war an diesem Tag sehr durchwachsen. Immer wieder bildeten sich einzelne Gewitter, die von Nordwesten her mit zum Teil heftigen Regenfällen über den Flughafen hinweg zogen.
Vorausfliegende Maschinen meldeten über Funk, dass die Landebedingungen schwierig seien und dass Wasser auf der Landebahn stünde. Die Besatzung von AF358 diskutierte, ob sie durchstarten sollten, entschlossen sich dann aber doch zur Landung. Die Einzelheiten sind in der folgenden Grafik dargestellt.
Der Pilot meldete am Anfang der Landebahn in 70 bis 80 Fuß AGL, dass die Maschine durchsacken würde. Er zog die Maschine daraufhin hoch, was zur Folge hatte, dass die Maschine erst nach mehr als 1,2 km aufsetzte. Die Sicht war wegen Starkregens sehr schlecht. Da außerdem die Schubumkehr nicht sofort aktiviert wurde, gab es keine Chance, die Maschine vor dem Ende der landebahn zum Stehen zu bringen.
Die Analyse der Radarbilder zeigt mehrere Staffeln mit Starkregen. Bevor die Maschine den Anfang der Landebahn erreichte, musste sie durch einen extrem starken Regenschauer fliegen. Wahrscheinlich war es der mit dem herunter stürzenden Regenmassen verbundene Abwind, der die Maschine nach unten drückte.
Dann wurde der Regen schwächer, doch beim Aufsetzen prasselte es wieder extrem stark von oben. Zum Zeitpunkt der Landung muss die Intensität des Regens 50 mm/h und mehr betragen haben. Auf der Landebahn hatte sich 5 mm Wasser gesammelt.
Die Bedingungen waren an diesem Nachmittag nicht besonders gut. Doch alle Maschinen kamen bis dahin heil runter, wenn auch mit Problemen, wie die Piloten berichteten. Waren es also zum Zeitpunkt der Landung zufällig besonders schlechte Wetterbedingungen, die zu dem Unfall führten oder war es - wie es so schön heißt - menschliches Versagen?
Sieht man sich die Radarbilder der letzten Stunde vor dem Unglück an, muss man zu dem Schluß kommen, dass die Towerbesatzung die Crew zum Durchstarten hätte auffordern müssen. Die Radarbilder (bitte anklicken) zeigen die Wetterentwicklung von 19:10 Z in zehnminütigem Abstand bis 20:00 Z, also kurz vor der Landung. Der weiße Punkt markiert den Flughafen.
Man erkennt einzelne Schauer- und Gewitterzellen, die von Nordwesten heranziehen. Ab 19:40 Z wird deutlich, wie sich nordwestlich des Flughafens einzelne Zellen zusammen ballen, sich verstärken und Richtung Flughafen ziehen.
Die Flugzeuge, die vor der Unglücksmaschine gelandet waren, hatten wesentlich bessere Bedingungen. Wenn aber selbst da schon die Piloten über schwierige Landebedingungen berichteten, hätte der Tower nach dem Radarbild von 19:50 Z, spätestens jedoch nach dem 20:00 Z Bild für den Flug AF358 die Reißleine ziehen müssen!
Unfallbericht (Transportation Safety Board of Canada):
http://www.tsb.gc.ca/eng/rapports-reports/aviation/2005/a05h0002/a05h0002.asp#appendix_c