Wenn wir von Kontroll-Verlusten durch Wetter erfahren, denken wir in erster Linie an VFR Piloten, die sich in ein Gebiet mit IFR Wetterbedingungen verirrten. Das gilt auch sicherlich für die meisten Unfälle in der Allgemeinen Luftfahrt. Doch auch bei erfahrenen IFR Piloten kann das Flugzeug sehr schnell außer Kontrolle geraten, wie ein Vorfall in den USA zeigte. Am 12. Januar 2013 stürzte eine 6-sitzige Piper Meridian kurz nach dem Start in Paris (PRX), Texas, ab. Der Pilot und zwei Passagiere kamen ums Leben. Hier die Geschichte dieses Fluges:

Der Pilot hatte einen IFR Flugplan von PRX nach Austin, Texas ausgefüllt und eine Flugwetterberatung erhalten mit

  • Bodenbeobachtungen längs der Flugroute,
  • AIRMET Informationen,
  • Warnungen vor konvektiven Entwicklungen,
  • Gebietsvorhersage,
  • Berichte von Piloten,
  • Radar Composite-Bild und
  • Höhenwinde.

Die Gebietsvorhersage für die Paris-Area sagte aus:

  • Bedeckt mit Untergrenze bei 1.500 ft. MSL., Obergrenze bei 6.000 ft. MSL.,
  • Sicht zwischen 3 und 5 mi. bei leichtem Regen und Dunst und
  • Einzelne Gewitter mit Cb-Obergrenzen bei 35.000 Ft. MSL.

Im Umfeld von PRX lag eine stationäre Front mit verbreiteten Schauern, kurzem heftigem Regen, sinkenden Temperaturen und dichtem Nebel. Für den Zeitpunkt des Unfalls lagen keine SIGMETs vor. Jedoch wurde um 07:31 für den Nordosten von Texas, wo der Unfallort liegt, eine Wetterwarnung herausgegeben mit geringen IFR Bedingungen bei Untergrenzen unter 1.000 ft. und Sicht unter 1 mi in Dunst und Nebel. Ab 08:45 war eine AIRMET Sierra für die Flugroute gültig.

Um 08:44 beantragte der Pilot die Start-Freigabe. Einige Minuten später startete die Maschine. Um 08:50 meldete sich der Pilot bei Fort Worth Center. Um 08:53 war die Maschine 5 mi südlich von Paris. Der Pilot meldete, dass er fast auf 5.000 ft. sei. Um 08:53:28 erhielt der Pilot die Freigabe auf 16.000 ft. zu steigen. Um 08:53:33 sollte sich der Pilot bei Fort Worth Center auf einer anderen Frequenz melden, was aber nicht geschah. Es gab keine weitere Funkverbindung.

Ein Zeuge hörte etwa gegen 09:00 Uhr die Maschine. Er sagte, dass die Maschine „sehr laut" gewesen sei und sich „sonderbar" anhörte. Er schaute nach oben und sah die Maschine aus der untersten Wolkenschicht hervorkommen. Die Nase der Maschine war in einem Winkel von etwa 80 bis 85 Grad nach unten geneigt und „trudelte außer Kontrolle". Sie drehte sich zweimal um die Längsachse bevor sie am Boden aufschlug und explodierte. Die Untersuchung ergab, dass die Landeklappen und das Fahrwerk eingezogen und auch sonst keine mechanischen und elektrischen Fehlfunktionen festzustellen waren.

Um 08:52:22 erschien die Maschine erstmals auf dem Radar. Sie flog südwestwärts in einer Höhe von 4.200 ft. Ungefähr 36 Sekunden später erreichte die Maschine eine Höhe von 4.700 ft., bei einer Geschwindigkeit von 249 kt. über Grund. Um 08:53:46 war die Maschine auf 5.100 ft. gestiegen und die Geschwindigkeit betrug noch 214 kt. Sie begann dann mit einer abwärts gerichteten Rechtskurve. Um 08:53:58 befand sich die Maschine auf einer Höhe von 4.800 ft. bei 202 kt über Grund. Um 08:54:22 drehte die Maschine weiter nach rechts und stieg auf 5.200 ft., wobei sich die Geschwindigkeit auf 115 kt verringerte. Um 08:54:34 wurde das letzte Radarecho empfangen. Um diese Zeit war das Flugzeug 4.500 ft hoch bei einer Geschwindigkeit von 110 kt.

Was kann passiert sein?

Aus den Aufzeichnungen des Doppler Wetterradars am Flugplatz ergab sich, dass die Maschine um 08:56 und 08:57 in einem Gebiet flog, wo sich Regenschauer und Aufwinde entwickelten. Nach 09:00 wurden diese Regenschauer und Aufwinde über der Absturzstelle beobachtet. Nach dem Radiosonden Aufstieg von Fort Worth waren die meteorologischen Bedingungen so, dass um die Absturzstelle herum die Entwicklung von Regenschauern und Aufwinden mit Vertikalgeschwindigkeiten bis 62 kt (!!!) möglich waren.

Der Abschlussbericht der Untersuchungskommission kam zu dem Schluss, dass die mögliche Ursache für den Unfall „ein Zusammentreffen mit konvektivem Wetter war, was zu einem Verlust der Kontrolle über die Maschine führte."

Was sich so lapidar liest, ist wahrscheinlich die häufigste Ursache von Flugunfällen. Man kann gar nicht pessimistisch genug sein, wenn man bei der Flugplanung konvektive Erscheinungen auf der Strecke abschätzen muss. Gerade bei jungen, noch in der Entwicklung befindlichen konvektiven Zellen können extrem eng beieinander liegende Auf- und Abwinde entstehen, wo sich beide Geschwindigkeiten addieren. Die Böen können dann sehr schnell Geschwindigkeiten wie bei einer Zelle im Reifestadium erreichen.

Durch den Klimawandel wird sich dieses Problem noch verstärken, denn mit steigenden Temperaturen werden fühlbare aber auch latente Wärme zunehmen und damit der Energievorrat im gesamten globalen atmosphärischen Wettergeschehen dramatisch ansteigen.

Wenn man aus diesem Vorfall etwas lernen kann, dann dies:

Halten Sie sich von konvektiven Erscheinungen fern! Es kann Ihnen das Leben retten!

Weitere Informationen:
NTSB Accident Report CEN13FA131

top

Accidents & Incidents

zum Jahr > 2019  > 2018  > 2017  > 2016  > 2015  > 2014  > 2013  > 2012  > 2011  > 2010

07. Januar 2021

Auf einem Alaska Airlines Flug von Washington, D.C., nach Seattle, sind 14 Passagiere tätlich geworden, haben keine Maske getragen und die Flugbegleiter angegriffen. Allen 14 Personen wurde ein Flugverbot für Alasaka Airlines Flüge erteilt.

04. Januar 2021

Eine American Airlines Boeing B737-800, auf dem Weg von Miami, Florida, nach Puerto Plata, Dominikanische Republik, musste wegen Probleme im Treibstoffsystem nach Miami zurückkehren.

02. Januar 2021

Eine Piper PA-24-250 Comanche, stürzte nahe New Hudson, Michigan, aus unbekannter Ursache ab. Die 3 Personen an Bord wurden tödlich verletzt. Die Maschine war in Canton, Georgia, gestartet. Der Pilot hatte nur eine Sichtflug-Berechtigung, flog aber nach Instrumentenflug-Regeln. Die Sicht am Flugplatz in New Hudson war außerordentlich schlecht.

29. Dezember 2020

Eine UTAir Boeing B737-500, auf dem Weg von Surgut, Russland, nach Krasnodar, Russland, musste nach Tyumen, Russland, ausweichen, da der Höhenmesser und die Geschwindigkeitsanzeige auf der Copiltenseite falsch anzeigten.

28. Dezember 2020

Ein Delta Airlines Airbus A330, auf dem Weg von New York, USA, nach Paris, Frankreich. landete außerplanmäßig in Kaflavik, Island, weil ein Triebwerksproblem aufgetreten war.

26. Dezember 2020

Der Copilot auf einem British Airways Flug von London, England, nach Athen, Griechenland, verlor während des Fluges das Bewusstsein. Die Maschine landete außerplanmäßig in Zürich, Schweiz.

25. Dezember 2020

An Bord eines Air Canada Airbus A320, auf dem Weg von Montreal, Kanada, nach Fort Lauderdale, Florida, geriet das Ladegerät eines Handys in Brand. Die Flugbegleiterin löschte das Feuer.

22. Dezember 2020

Eine Air Canada Boeing B737-800 auf dem Weg von Phoenix, Arizona, nach Montral, Kanada, landete außerplanmäßig in Tucson, Arizona, weil der Hydraulik-Druck am linken Triebwerk abfiel.

21. Dezember 2020

Der Kapitän auf einem Tibet Airlines Flug von Nanjing, China, nach Chengdu, China, wurde bewusstlaos während des Fluges. Der Copilot übernahm die Steuerung und landete sicher in Chengdu. Der Kapitän starb kurz darauf im Krankenhaus.

21. Dezember 2020

Zwei Passagiere auf einem Delta Airlines Flug von New York, LaGuardia, nach Atlanta, Georgia, öffneten während des Rollens die Kabinentür und verließen auf der Notrutsche die Maschine.

18. Dezember 2020

Ein Buddha Air Flug von Kathmandu, Nepal, nach Janakpur, Nepal, landete irrtümlich in Pokhara, Nepal, ca. 250 km entfernt. Während die Piloten dachten, auf dem richtigen Flugplatz gelandet zu sein, bemerkten die Passagiere den Irrtum. Die Passagiere wurden Stunden später direkt nach Janakpir befprdert.

16. Dezember 2020

Ein Alaska Airlines Airbus A320, auf dem Weg von Columbus, Ohio, nach Seattle, Washington, landete außerplanmäßig in Los Angeles, Kalifornien, weil das bordeigene Enteisungs-System und die Cockpit-Anzeigen auf der Co-Piloten Seite ausgefallen waren.

11. Dezember 2020

Ein Mann in Las Vegas sprang über den Flughafenzaun, kletterte auf ein abflugbereites Alaska Airlines Flugzeug und lief auf der Tragfläche umher. Die Polizei nahm den Mann fest. Das Flugzeug wurde auf Schäden untersucht.

09. Dezember 2020

Eine First Air ATR-42 erhielt auf dem Flug nach Pagnirtung, Kanada, Wetterdaten für den Flugplatz Puvirnituq, der deutlich höher liegt. Beim Anflug auf Pagnirtung kam deshalb das Bodenannäherungs-warngerät an. Die Eingabe ist schnell korrigiert worden.

04. Dezember 2020

Eine Japan Airlines Boeing B777, auf dem Weg von Okinawa nach Tokyo, Japan, erlitt während des Steigfluges einen Triebwerksschaden. Die Maschine kehrte nach Okinawa zurück.

Weiterlesen ...