Am 1. Juni 2009 stürzte ein Airbus A330 auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris gegen 02:15 UTC mit 228 Menschen an Bord über dem Atlantik ab. Hätte der Absturz vermieden werden können?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man behaupten, dass der Absturz nicht zu vermeiden war. In dem Moment, wo die Flugroute festgelegt wurde, war das Schicksal von Flug AF447 besiegelt.
Es ist mir unverständlich, dass die Besatzung spätestens um 02:00 z nicht gewarnt worden ist. Es ist normal, dass über dem tropischen Atlantik im Bereich der innertropischen Konvergenzzone (ITC) kräftige Gewitter auftreten. In der Significant Weather Chart (SWC) waren auch starke Gewitter vorhergesagt. Wären auf den Kontrollstellen die Satellitenbilder betrachtet worden, dann hätten selbst bei einem meteorologischen Laien die Alarmglocken schrillen müssen.
Auf den Satellitenbildern zwischen 00:00 z und 03:00 z ist die Entwicklung von extremen Wolkenclustern zu beobachten. In den sog. Infrarot (IR) Bildern wird die Temperatur an der Obergrenze von Objekten gemessen; in diesem Fall die Temperaturen an der Wolkenobergrenze.
Man sieht, dass die im Kern roten und schwarzen Wolkengebilde rasant wachsen und sich nach Norden und Süden ausbreiten. Innerhalb der schwarzen Gebiete sind sporadisch graue und weiße Stellen zu beobachten. Nach der unten rechts dargestellten Temperaturskala müssen die Temperaturen an der Wolkenobergrenze zwischen -70 und -80°C liegen.
Das sind Temperaturen, die auch in den Tropen an der Tropopause nicht auftreten. D.h., die Wolken müssen so viel Energie besessen haben, dass sie über die Tropopause hinaus in die Stratosphäre geschossen sind. Es waren also zu diesem Zeitpunkt heftigste Gewitter mit entsprechend starken Vertikalbewegungen, Turbulenzen und Vereisungen unterwegs.
Schaut man sich höher aufgelöste Satellitenbilder an, werden die Einzelheiten deutlicher. Das Kreuz markiert die ungefähre Stelle der Maschine um 01:45 z. Auf dem Bordradar sind nur die Echos der Gewitterzelle direkt vor der Maschine zu sehen. Wäre die Maschine zu diesem Zeitpunkt gewarnt worden, hätte sie nach Osten ausweichen können.
Um 02:00 z hätte die Besatzung spätestens gewarnt werden müssen, da abzusehen war, dass die Maschine direkt in die stärksten Gewitter fliegen würde.
Eine Vergrößerung (bitte anklicken) zeigt die Situation um 02:15 z, dem vermutlichen Zeitpunkt des Absturzes. Die Pfeile deuten auf einige sogenannte "cold spots" hin. Das sind die über die Tropopause hinaus schießenden Gewittertürme. Während die Temperatur in der Stratosphäre mit der Höhe recht konstant bleibt, kühlen sich die aufschießenden Gewittertürme um 3°C pro 1.000 Fuß ab und werden so gegenüber der Umgebung immer kälter.
Bei diesem mehr als 100 Meilen langen Flug durch extreme Turbulenzen, heftigste Auf- und Ab- Bewegungen der Luftmassen mit den entsprechenden Hagelkörnern und Vereisungen muss die Maschine flugunfähig geworden sein.
Was sich da oben abgespielt haben mag, soll folgendes Bild verdeutlichen. Bei einem ebenfalls sehr heftigen Gewitter in den USA wurden diese Hagelkörner gefunden. Das große hat einen Durchmesser von rund 22 cm!